Nebelkind by Schepp Emelie

Nebelkind by Schepp Emelie

Autor:Schepp, Emelie
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2015-05-05T16:00:00+00:00


Sonntag, den 22. April

Jana Berzelius erwachte. Sie lag auf dem Rücken. Die rechte Hand war fest zur Faust geballt, und sie löste vorsichtig die Finger. Dann schloss sie die Augen und probierte, sich zu entspannen.

Der Traum war anders gewesen als sonst. Ein Bild von irgendetwas, was sie nie zuvor gesehen hatte. Aber sie kam nicht darauf, was es war.

Der ganze Unterarm schmerzte, und sie presste die linke Hand darauf, um den Schmerz zu lindern. Einen Nagel hatte sie so fest in die Haut gedrückt, dass sie sich verletzt hatte. Das Blut war über den Daumen gelaufen und geronnen. Es sah aus wie ein schmales dunkelrotes Band.

Sie stand auf, während sie noch immer die linke Hand fest auf den rechten Unterarm presste. Im Badezimmer wusch sie das Blut ab. Es juckte am Rücken, der Schweiß war getrocknet, und als sie sich an den Schultern kratzte, fuhr ihr ein Schauer durch den Körper.

Draußen pfiff der Wind, und der Regen peitschte gegen das Fenster. Sie fragte sich, wie viel Uhr es wohl war. Wegen der Dunkelheit vermochte sie nicht zu sagen, ob es noch immer Nacht war oder schon früher Morgen.

Sie ging wieder ins Schlafzimmer und setzte sich auf die Bettkante.

Die Decke lag wie immer in einem Haufen auf dem Fußboden. Als sie sie aufhob, versuchte sie, sich zu erinnern, was in dem Traum anders gewesen war als sonst.

Sie legte sich hin und schloss die Augen. Die Bilder kehrten sofort zurück. Das Gesicht. Das Gesicht mit der Narbe und die Stimme, die sie anschrie. Er hielt sie fest. Schlug sie. Trat sie. Schrie erneut.

Er umfasste ihren Hals so fest, dass sie keine Luft bekam. Sie kämpfte, um loszukommen, um Luft zu kriegen, um zu überleben. Er lachte sie nur aus. Aber sie gab nicht auf. Nur ein Gedanke beherrschte sie. Niemals aufzugeben. Und gerade als ihr schwarz vor Augen wurde, sah sie das Detail, das früher nicht da gewesen war.

Eine Kette.

Eine glitzernde, funkelnde Halskette lag neben ihr. Sie langte danach. Auf dem Namensanhänger stand etwas.

Mama.

Dann wurde alles schwarz.

Jana setzte sich auf. Sie holte die Notizbücher aus dem Nachtschränkchen und warf sie aufs Bett. Dann blätterte sie darin, um eine Notiz oder ein Bild von der Kette zu finden. Doch sie suchte vergebens. Dann tat sie das, was sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan hatte.

Sie blätterte bis zu einer leeren Seite, griff nach einem Stift und begann zu zeichnen.

Den größten Teil der Nacht hatte Henrik Levin wachgelegen und über die Ermittlungen nachgegrübelt.

Um sechs Uhr stand er auf, kochte sich Kaffee und aß einen Teller Sauermilch mit Bananenscheiben. Er wischte die Spüle und den Küchentisch zweimal ab und putzte sich die Zähne, bevor er Emma weckte, um ihr zu sagen, dass er an diesem Wochenende noch einmal ins Büro musste. Als er die Haustür öffnete, hörte er die Kinder oben und ging eilig nach draußen, um nicht noch mehr enttäuschte Gesichter sehen zu müssen.

Eine Spur, der er nachgehen wollte und über die er in den frühen Morgenstunden nachgedacht hatte, war das Heroin, das die Kriminaltechniker im Hafen gefunden hatten.



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